2006 - Kleiber

 

Vogel des Jahres 2006 - Kleiber

© Kurt Bouda / pixelio.de

 

Wie bin ich eigentlich Vogel des Jahres geworden?

Mein Bestand ist zwar gesichert, jedoch stehe ich stellvertretend für einen Lebensraum, für den die Menschen in Deutschland und Mitteleuropa besondere Verantwortung tragen: die Rotbuchen- und Eichenwälder. Diese sind Lebensraum für eine Vielzahl an Vogelarten, Insekten und Säugetieren.


Worin bin ich ein besonderer Experte?

Außergewöhnliche Verhaltensweisen machen mich zu einem hochinteressanten Vogel. Mit der Entwicklung zweier besonderer Fähigkeiten habe ich mich ökologisch eingenischt. Die Eigenart, Fluglöcher durch "Kleibern" an meinen eigenen Körperdurchmesser anzupassen, ermöglicht es mir, auch Bruthöhlen anderer Vogelarten zu nutzen.
Ferner bin ich der einzige Vogel der kopfüber den Stamm eines Baumes herunterlaufen kann. Somit erreiche ich Nahrung, die anderen Vögeln verwehrt bleibt, da sie sich hinter der nach oben abstehenden Rinde versteckt. Besonders Samen können in solche Spalten fallen und gehören damit fast konkurrenzlos mir. Ich habe damit für mich exklusiv eine ökologische Nahrungsnische belegt.


Was kann Mensch zu meinem Schutz und zu meiner Hilfe tun?

Zwar ist mein Bestand weitgehend stabil, jedoch drohen meinem Lebensraum Gefahren durch ökonomische Zwänge der Forstwirtschaft. In einigen Bundesländern werden entgegen den Forderungen des Naturschutzes massiv alte Baumbestände gerodet.
Daher ist der Schutz mitteleuropäischer Eichen- und Rotbuchenwälder der wichtigste Schutz für mich, nachhaltige Forstwirtschaft ist dafür die beste Voraussetzung. Deswegen haben wir mit Besorgnis zur Kenntnis nehmen müssen, dass das Land Schleswig-Holstein aus Finanzgründen seine Wälder, die uns eine gute Lebensgrundlage sind, an Privat verkaufen will. Hoffentlich werden dann nicht unsere besten Brutplätze dem Gewinnstreben geopfert.
Wir wünschen uns deshalb den Verbleib der Landeswälder in öffentlicher Hand. Doch sollte der Naturschutz ein wachsames Auge auf negative Veränderungen der Waldbewirtschaftung haben und sich dafür einsetzen, dass das Verschlechterungsverbot in diesen wertvollen Wäldern auch eingehalten wird.